
Der frühere Deutsch- und GGK-Lehrer am BSZ, Matthias Maier, hat im Beruflichen Schulzentrum sein neues Buch „Das vergessene Exposé. Leben des Stanislaus Göppert (1881-1958)“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um eine wissenschaftliche Biografie über den Unternehmer, Kommunalpolitiker und Waldkircher Ehrenbürger Stanislaus Göppert. Maier zeichnet Göpperts Leben vom Hirtenbuben in seinem Herkunftsort Schweighausen bis zum erfolgreichen Unternehmer in Waldkirch nach. Der Schwerpunkt wird dabei auf seine widersprüchliche politische Haltung vor, während und nach der Nazi-Diktatur gelegt. Göppert hat einerseits bereits 1932 die NSDAP-Mitgliedschaft beantragt; ab 1935 war er bis zum Ende der nationalsozialistischen Terrorherrschaft stellvertretender Bürgermeister von Waldkirch. Er hat als solcher den Nationalsozialismus unterstützt, repräsentiert und offensichtlich auch gute Beziehungen zur NSDAP-Kreisleitung in Emmendingen gepflegt. Andererseits hat er nicht wenigen von den Nazis verfolgten Menschen geholfen. Menschen jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft, politisch Verfolgte und Zwangsarbeiter hat er finanziell unterstützt, ihnen zur Flucht verholfen, sie aus der Gestapohaft geholt, vor dem sicheren Tod oder vor dem KZ bewahrt. Seit er durch geschicktes Verhalten und Verhandeln mit den anrückenden französischen Truppen am 21. April 1945 einen Kampf um Waldkirch verhindert hatte, nannte man ihn den „Retter von Waldkirch“. 1950 trug ihm die Stadt Waldkirch deswegen die Ehrenbürgerwürde an. Wenn überhaupt, dann bringen die älteren Waldkircher in ihrer Erinnerung Stanislaus Göppert mit diesen zwei Tagen im April 1945 in Verbindung. Er selbst strickte in nicht unerheblichem Maß am Mythos der „Retters von Waldkirch“ mit. Dabei hätte es einige weitere gute Gründe gegeben für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde. Seine Hilfen für Nazi-Gegner und -Opfer hat er in einem separaten Zusatzbericht, dem „Exposé“, aufgeschrieben und dem berühmten Fragebogen beigefügt, den während der Entnazifizierung Millionen Deutsche ausfüllen mussten. Weder von Göppert selbst noch in der Begründung der Ehrenbürgerschaft wurden seine ethisch-humanitären Taten erwähnt. Göppert, der sich in den 1950er Jahren auf dem Höhepunkt seines wirtschaftlichen Erfolgs und seiner gesellschaftlichen Anerkennung befand, wollte das allgemeine Schweigen über die monströsen Verbrechen der Deutschen nicht stören. Das Exposé geriet so in Vergessenheit.
Sowohl der Historiker Prof. Dr. Heiko Haumann, der auch ein Vorwort zu Maiers Buch beigesteuert hat, als auch der Autor selbst betonten in ihren Ansprachen die politische und gesellschaftlichoe Relevanz solcher Bücher. Maier zitierte aus einem Leserbrief von Dirk Metzeler aus Waldkirch, der den Zusammenhang von Demokratie und historisch-politischer Forschungsarbeit auf den Punkt brachte: „Der demokratische Diskurs kommt ohne Wissensvermittlung und Forschung nicht aus. Demokratie kostet Mut und Geld.“
Als letzter Programmpunkt der Buchpräsentation wurden ausgewählte Passagen aus dem Buch vorgelesen, und zwar von vier verschiedenen Vorleserinnen. Die Auswahl der Leseabschnitte sollte die Ambivalenz und Widersprüchlichkeit vor allem des politischen Menschen Göppert demonstrieren. Zur Einordnung der gelesenen Passagen diente eine Visualisierung der Lebenstationen Göpperts. Die Lesung mit verschiedenen Stimmen kam beim Publikum sehr gut an und wurde daher auch mit einem kräftigen Applaus bedacht.
Von M. Maier
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