Jedes Jahr starten am BSZ Waldkirch etwa 60 Schülerinnen und Schüler in ein Jahr der Orientierung für ihr späteres Berufs- und Erwachsenenleben. Sie beginnen meist mit neuen Hoffnungen, Plänen, Ideen und sehr guten Vorsätzen: "Ab jetzt wird alles anders!" Auf die Frage, was anders werden soll, oder wie, nennen die Jugendlichen: Noten verbessern, mein Verhalten verändern, eine Lehrstelle finden.
Als Jugendberufshelferin (JBH) an unserer Schule hat Frau Merkt (Tel: 07681-4793232) die Aufgabe, mit den Jugendlichen im Laufe des Jahres herauszufinden, was der nächste sinnvolle Schritt für ihre berufliche Laufbahn ist. Lehrstelle? Weiterführende Schule? Praktikum? Einstiegsqualifizierungsjahr (EQ)? Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB)?
Durch Vertrauensaufbau, in Einzel-, Eltern- und Konfliktgesprächen werden in Teamarbeit konkrete Starthilfen gegeben.
Frau Merkt - Jugendberufshelferin (JBH)
Tel: 07681-4793232
Zunächst geht es mir darum, das Vertrauen der Schüler zu gewinnen. Es ist wichtig, den Schülern zu vermitteln, welche Rolle ich im Gesamtteam besetze, welche Zuständigkeiten ich habe, für welche Aufgabenbereiche ich Ansprechpartnerin bin und wo sie Unterstützung erwarten können. Als JBH bin ich auch teilweise in der Rolle der Lehrerin und bekleide dennoch eine andere Rolle, die für die meisten Schüler neu ist. Das braucht Zeit, Zeit zum Kennenlernen und Austesten, wie immer, wenn neue Beziehungen geschaffen werden. Klarheit und Sicherheit schaffen eine stabile Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Laufe des Schuljahres.
Die Schüler kommen mit guten Vorsätzen. Das bedeutet nicht, dass sie diese auch umsetzen können. Eine enge Zusammenarbeit im Gesamtteam, vor allem mit den Klassenlehrerinnen, ermöglicht es, den Einzelnen auf diesem Weg zu unterstützen. Ein über die Jahre am BSZ gereiftes Stufenprogramm sieht vor, dass auffällige Schüler sehr früh zu mir zum Einzelgespräch geschickt werden. In einem solchen Gespräch geht es darum, dem Schüler klar zu signalisieren: Stopp, dieses Verhalten wollen wir nicht! Ihm wird aufgezeigt, welches Verhalten in Zukunft erwartet wird und welche Konsequenzen fortgesetzte Regelverstöße nach sich ziehen. Ich lege mit dem Schüler genau fest, worauf er in Zukunft achtet, und wir erarbeiten gemeinsam Ziele, die für ihn attraktiv und erreichbar sind.
Konfliktgespräche, in denen es um nicht tolerierbare Verhaltensauffälligkeiten geht, nehmen im ersten Drittel des Schuljahres einen großen Raum ein. Die Schüler erfahren, dass sie unterstützt werden, ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Sie fühlen sich ernst genommen und fassen Vertrauen zur neuen Schule, nicht zuletzt dadurch, dass eventuelle Konsequenzen ihnen den nötigen Halt geben und sinnvolle Grenzen aufzeigen.
Wichtiger Dreh- und Angelpunkt sind natürlich auch die Eltern bzw. die beratenden und unterstützenden Elterngespräche. Eltern schwieriger Schüler zeigen oft eine ähnlich negative Erwartungshaltung gegenüber Beratungsgesprächen wie die Schüler selbst. Bisweilen haben sie einen langen gemeinsamen Leidensweg hinter sich. Es braucht dann auch für die Eltern eine Ermutigung, sich mit mir bzw. uns als Team zusammenzusetzen und das Schulumfeld als etwas Positives zu erfahren. Alle Eltern versuchen grundsätzlich ihr Bestes, und ich betrachte diese wichtige Grundhaltung gegenüber den Eltern als Schlüssel für manches erfolgreiche Beratungsgespräch. Die Zusammenarbeit mit den Eltern, ein Ernstnehmen der Sorgen und Nöte in dieser schwierigen Lebensphase ihrer Kinder schaffen die Vertrauensbasis, auf der neue Aspekte beleuchtet werden können.
Ich arbeite im Team, zum Teil auch in direkter Kooperation im Unterricht. Eine enge Zusammenarbeit im Fachteam ist eine wichtige Grundlage meiner Arbeit als JBH, ebenso das Vertrauen der Schulleitung sowie deren grundsätzliche Offenheit für neue Ansätze und Ideen.
Lehrer beobachten sehr viel im Laufe des Unterrichts. Ihnen fehlt aber oft die Zeit, um entsprechend handeln zu können: Schüler agieren ihre Ängste und Bedürfnisse, ihre mitgebrachten Probleme auf diverse Weise im Unterricht aus. Das kann sich in Leistungsverweigerung, Zuspätkommen, depressiver Stimmung, renitentem Verhalten usw. ausdrücken. Sofern nötig, kann der Lehrer in solchen Fällen die JBH zur Unterstützung anfordern. Diese besteht in den meisten Fällen in einem oder mehreren Einzelgesprächen mit dem Schüler. Voraussetzung für eine erfolgreiche Hilfe dieser Art ist eine gut koordinierte Kommunikation zwischen JBH und Lehrer.
Als JBH arbeite ich mit den Jugendlichen selbstverständlich immer an ihrer Zukunftsplanung. Bei einigen beginnt diese Arbeit mit ihren Verhaltensauffälligkeiten, bei anderen mit Problemen während der Praktikumssuche oder bei Konflikten während des Praktikums. Ein sehr wichtiges Aufgabenfeld ist das Erstellen einer Bewerbungsmappe. Die Schüler schätzen diese Hilfe als große Unterstützung, da sie in Einzelarbeit ihre individuelle Bewerbung und den Lebenslauf erstellen. Die meisten haben zwar bereits in der Hauptschule Bewerbung und Lebenslauf als Übungsaufgabe geschrieben, einigen hat dies aber nicht mehr eingebracht als eine schlechte Note. Damit stehen sie nun da und wollen sich auf eine Lehrstelle bewerben - oft eine schlechte Ausgangsbasis, die sie aus eigener Kraft nicht verbessern können. Bei manchen Schülern ist dieses Thema sehr besetzt durch Misserfolge, so dass es viel Ermutigung, Motivation und manchmal auch Überzeugungskraft braucht, sich neu daran zu wagen.
Ein schönes Beispiel hierfür erlebte ich mit einem Schüler mit Migrationshintergrund, der sich für ein anstehendes Praktikum bewerben sollte. Er vergaß zwei Termine bei mir, bis er zugeben konnte, dass er sich das sprachlich einfach nicht zutraute. Mehr oder weniger sanfter Druck von meiner Seite und die eine oder andere Hilfestellung veranlassten ihn schließlich, sich an die Aufgabe heranzuwagen, und das in seiner Freizeit! Als wir Bewerbung und Lebenslauf komplett hatten, bedankte er sich und meinte noch im Gehen: "Ich bin froh, dass ich Sie habe!"
Es ist eher selten, dass ein Schüler seiner Erleichterung so deutlich Ausdruck verleihen kann. Dass die Jugendberufshilfe wirkt, zeigt sich aber doch auch dadurch, dass die Schüler sich gegenseitig ermuntern, diese Hilfe anzunehmen.
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